Vom Wiederaufbau in die Zukunft
1973 wurde die Stiftung Terra Vecchia gegründet mit dem Zweck, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die in der Auseinandersetzung mit sich und der heutigen Welt bedroht und gefährdet sind, durch das Erleben einer Gemeinschaft, die etwas Sichtbares schafft und unsichtbar Fundamente zu einer sinnvollen Existenz legt, zu helfen. Über die Jahre hinweg wurden Bordei und Terra Vecchia gemeinsam mit hunderten von Jugendlichen und einer grossen über die ganze Schweiz verteilte Unterstützerschaft wieder aufgebaut und neu belebt. Aufgebaut und renoviert wurden die Wohnhäuser, die Ställe und die beiden Kirchen, der grosse Garten zur Versorgung der Bewohner*innen wurde neu angepflanzt und die Berglandwirtschaft wieder aufgenommen. Die stilgerecht renovierte Osteria bietet den Gästen Unterkunft und Begegnung. Seit 2004 nutzt die Fondazione Terra Vecchia villaggio ihre rund 30 Liegenschaften, die Osteria und 26 Hektaren Landwirtschaftsland in Bordei und Terra Vecchia als Plattform für vielfältige Projekte. Im Zentrum steht die Förderung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in der Auseinandersetzung mit sich selber und der Umwelt bedroht sind. Damit lebt die Vision aus der Pionierzeit weiter, zusammen mit sozial gefährdeten Kindern und Jugendlichen eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zu gründen. Im Jahr 2021 stellt die Fondazione Terra Vecchia villaggio die Weichen für die Zukunft neu. Was mit sozialer Energie erstellt wurde, wird nun von jugendlichem Leben erfüllt. In den nächsten Jahren wandelt sich die Stiftung zum neuen Lernort und Zuhaue für viele junge Menschen: Berufsintegration Terra Vecchia: Die Fondazione schafft mit niederschwelliges Berufsbildungsangeboten für junge Menschen – die nicht nur an der Sonnenseite des Lebens aufgewachsen sind – neue Perspektiven mit nachhaltiger Berufsintegration. Projektplattform Terra Vecchia: Anbieten einer einzigartigen Plattform für soziale und kulturelle Projekte. Ab 2021 mit dem Projekt «Kulturvermittlung im peripheren Raum», welches vom Bundesamt für Kultur unterstützt wird. Kulturvermittlung und kulturelle Teilhabe für junge Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen, besonders junge Migrantinnen und Migranten.
Terra Vecchia

Erste Dokumente über Terra Vecchia, das früher Raxa hiess, gehen auf das Jahr 1379 zurück. Aus der Erforschung der häufigsten Familiennamen ist zu schliessen, dass die Bewohner aus dem unteren Centovalli stammten. Zu den Gebäuden gehörten fünfundzwanzig recht stattliche Mauerwerke unterschiedlicher Grösse und Stallungen. Das Dorf ist von terrassenförmigen Grundstücken umrahmt. 1615 wurde neben einem bereits bestehenden Gebäude aus dem 15. Jahrhundert die Kirche erbaut, die der Madonna della Neve geweiht wurde. Bereits ab dem 15. Jahrhundert ist die Rede davon, dass Männer als Lastenträger in den Hafen von Genua auswanderten. Nachdem man die bergamaskischen Arbeiter ablehnte, waren es die Einwohner von Raxa (Rasa) und der anderen Dörfer im Centovalli, welche zuerst in Pisa das Monopol als Lastenträger erhielten. Nach der Trockenlegung dieses Hafens zogen sie in den neuen Hafen von Livorno und als Zöllner nach Florenz. Diese Arbeit, die sie in den Sommermonaten ausübten, ermöglichte einen gewissen Wohlstand.
Bordei
Bordei liegt auf einer kleinen Anhöhe östlich von Palagnedra. Die Ortschaft hat mittelalterliche Ursprünge. Das Mauerwerk besteht aus Naturstein. Einige stattliche Gebäude, deren Fassaden verputzt sind, stammen aus dem 18. Jahrhundert. Die Kirche «Oratorium von Bordei» ist den Heiligen St. Petrus und St. Paulus gewidmet. Die restaurierten Fresken im Kreuzgewölbe mit den Evangelisten Markus, Johannes, Matthäus und Markus stammen aus dem Jahre 1580. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Bordei eine Auswanderungswelle. Die Menschen zogen vor allem in die Toskana nach Florenz. Zu Beginn der Stiftungstätigkeit in den 70er Jahren lebten nur noch wenige alte Einheimische in Bordei. Das Dorf stand vor dem Aussterben, zahlreiche Häuser zerfielen. Heute gehört Bordei zu den geschützten Bauobjekten, wurde mit namhaften Preisen ausgezeichnet, und geniesst im In und Ausland grosse Anerkennung.
